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Gegen vieles ist ein Kraut gewachsen

von Ramona Hapke

Die Natur schenkt uns eine Fülle von Heilpflanzen, die gegen Krankheiten helfen, zur Linderung von Symptomen beitragen, zur Mitbehandlung genutzt werden oder sogar manches Medikament überflüssig machen. Schon Hildegard von Bingen und Pfarrer Sebastian Kneipp wussten, wie man Pflanzen als Mittel gegen Krankheiten nutzt. Heutzutage ist die Zubereitung von Tee die wohl geläufigste Anwendung pflanzlicher Heilmittel. Das trifft auch auf eine noch wenig bekannte Pflanze zu, die wir Ihnen vorstellen möchten: Jiaogulan, auch „Kraut der Unsterblichkeit“ genannt. Ihr botanischer Name lautet "Gynostemma pentaphyllum".

Der aus China stammenden Pflanze werden eine Fülle von günstigen Einflüssen auf den menschlichen Organismus nachgesagt, wobei die genauen Wirkmechanismen bisher nur in Ansätzen erforscht sind. Jiaogulan hat kaum belegte Nebenwirkungen und ist kein Ersatz für Medikamente im Sinne der westlichen Medizin. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Jiaogulan bereits seit Jahrhunderten eingesetzt, um den Körper zu entgiften und zu stärken.

Unsterblich macht Jiaogulan freilich nicht. Die wertvollen Inhaltsstoffe der asiatischen Kräuterpflanze tun lt. zahlreicher Erfahrungen unserer Gesundheit gut. Sie wirken immunstärkend, ausgleichend, blutdruckregulierend und antioxidativ, wofür vor allem die enthaltenen Flavonoide verantwortlich sind. Sie neutralisieren freie Radikale.

Das zunehmende Interesse an diesem Heilkraut liegt möglicherweise an ähnlichen Wirkungen, wie sie bei Ginseng vorliegen. Bspw. enthält Jiaogulan eine besonders große Zahl an verschiedenen Saponinen. Sie hindern Pilze am Wachstum, binden Cholesterin, be­kämpfen Entzündungen und verbessern die Blutfettwerte.

Die in der Pflanze enthaltenen Polysaccharide sorgen für ein Sättigungsgefühl und fördern die Verdauung. Die Aminosäuren in Jiaogulan dienen der Gewebeerneuerung und Zellbildung. Sie sind die Bausteine unseres Körpers, aus denen Eiweiß gebildet wird. Vitamine, die die biologischen Vorgänge im Organismus regulieren sowie eine Reihe von Mineralien kommen ebenfalls in Jiaogulan vor. Die Liste der in der Literatur beschriebenen positiven Wirkungen der Pflanze ließe sich fortsetzen.

Jiaogulan-Tee

Der Tee wird überwiegend aus den getrockneten oder frischen Blättern der Pflanze hergestellt, weil sie die höchste Konzentration an Saponinen aufweisen. Er enthält keine Teeine oder Koffeine, wirkt aber dennoch anregend und ausgleichend.

Wie schmeckt der Tee?

Teekenner beschreiben den Geschmack als kräftig, geschmackvoll und leicht süßlich-herb mit einem Hauch Lakritz im Abgang. Doch letztlich hängt der Geschmack ein wenig von den eigenen Empfindungen ab. Die bittere Note verschwindet, wenn man den Tee über zwei Wochen hinweg regelmäßig trinkt, berichten einige Teetrinker. Das liege angeblich an der Übersäuerung des Körpers.

Zubereitung

  • Einige frische, junge Triebe der Jiaogulan-Pflanze bzw. einen Teelöffel getrocknete Jiaogulan-Blätter mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser aufgießen.
  • Tee fünf bis zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen.
  • Abseihen und ggf. mit etwas Honig oder Zitrone verfeinern.

Andere Verwendungsarten

Wer mag, kann frische Blätter auf einem Butterbrot genießen oder einen Salat mit frischen Pflanzenteilen geschmacklich abrunden.

Jiaogulan anpflanzen

Jiagolan-Pflanze während der winterlichen
Ruhezeit

Inzwischen bieten einige Gärtnereien Jungpflanzen in sehr unterschiedlichen Qualitäten an, die man auf dem Balkon oder im Garten auch in unseren Breiten kultivieren kann. Damit sich die Rankpflanze gut entwickelt, wählt man am besten einen geschützten, warmen und halbschattigen Standort.

Auch Jiaogulansamen werden angeboten, die in humusreicher Erde austreiben. Vor dem Aussäen sollte man sie ca. 24 Stunden in warmem Wasser quellen lassen. Den gesamten Sommer über kann man Blätter ernten. Im Spätherbst sterben die oberen Pflanzenteile ab. Obwohl Jiaogulan Frost verträgt, empfiehlt sich das Abdecken im Freien bzw. vorsichtshalber eine kühle Überwinterung im Haus.

Wenn Sie mehr über Jiaogulan und andere heilende Kräuter erfahren möchten, helfen wir gerne mit unserem Fachwissen weiter und öffnen für Sie unseren "grünen Arzneischrank"!

+++ HINWEIS +++

Jiaogulan – ein Novel Food

Jiaogulan gehört zu den sog. Novel Foods. Das sind neuartige Lebensmittel i.S. von Art. 3 Abs. 2 Buchstabe a Unterziffer iv VO (EU). Sie dürfen deshalb in Deutschland nicht als Lebensmittel verkauft werden. Das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stellt dazu fest:

"Gemäß Art 6 Abs. 2 VO (EU) 2015/2283 dürfen nur zugelassene und in der Unionsliste aufgeführte neuartige Lebensmittel nach Maßgabe der in der Unionsliste festgelegten Bedingungen und Kennzeichnungsvorschriften als solche in Verkehr gebracht oder in und auf Lebensmitteln verwendet werden dürfen. In der Unionsliste für zugelassene neuartige Lebensmittel gemäß Art. 6 Abs. 1 VO (EU) 2015/2283 ist Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum) nicht aufgeführt."

Der Verkauf von Jiaogulan-Pflanzen ist von der Verordnung nicht betroffen. Allerdings ist Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum) in der notifizierten italienischen Pflanzenliste (Stand: 2017) aufgeführt und darf somit in Nahrungsergänzungsmitteln in der Europäischen Union verwendet werden.

Auf europäischer Ebene laufe nach Angaben des LGL derzeit eine Abfrage zum nennenswerten Umfang von Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum) als Lebensmittel/ Lebensmittelzutat in anderen Lebensmitteln als Nahrungsergänzungsmitteln, dazu gibt es aber noch keine Ergebnisse.

Nähere Informationen hierzu unter: www.bvl.bund.de/novelfood.

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